Besondere Filme bieten die Chance, den Blick und das Herz der Zuschauer zu öffnen; Filme, die aktuelle Geschehnisse aufgreifen und gesellschaftliche Verhältnisse verhandeln, Filme, in deren Mittelpunkt starke Figuren und bewegende menschliche Schicksale stehen, deren Geschichten sowohl auf politischer als auch auf privater Ebene nach dem Morgen fragen.
Den Kern des Programms des 4. Favourites Film Festival Bremen bilden auch im vierten Jahr Filme, die zuvor einen Publikumspreis gewonnen haben. Sie spiegeln, was Zuschauer auf Festivals in aller Welt berührt, und bilden so die Grundlage für das jährlich neue und immer andere Programm des FFF.
Dieses Jahr spielt Musik dabei in mehreren Filmen eine zentrale Rolle: Im Eröffnungsfilm AS I OPEN MY EYES gibt sie der tunesischen Jugend kurz vor der Revolution eine Stimme, der kleine Junior wünscht sich in BAD HAIR nichts sehnlicher als die glatten Haare eines Pop-Stars und SONITA rappt im gleichnamigen Film mutige Texte über ihre Situation als illegal im Iran lebende junge Frau aus Afghanistan. Musik ist das Organ der Rebellion, der Freiheit und des Wunsches nach Selbstbestimmung.
Zudem erzählen die Filme des diesjährigen Programms vielschichtige und berührende Geschichten über das Erwachsenwerden und lebensverändernde Umbrüche. Das gilt auch für KEEPER, in dem sich Maxime und Mélanie mit 15 Jahren entscheiden müssen, ob sie bereit sind, Eltern zu werden. Und auf hinreißende Weise selbst für die 60-jährige Angélique in PARTY GIRL, der es keineswegs leicht fällt, einen neuen Lebensabschnitt jenseits der ihr so vertrauten Nachtclubs zu beginnen.
Gebrochen werden die drastischen Umbrüche mit feiner Ironie, mit der PARASOL von drei Gestrandeten auf Mallorca in der Nebensaison erzählt. Der spanische Kriminal-Thriller MARSHLAND ergänzt das Programm um eine einzigartig spannende und düstere Farbe. Und der intime Dokumentarfilm I AM THE PEOPLE schlägt die Brücke zurück zum Eröffnungsfilm und zum arabischen Frühling. Über drei Jahre begleitet er den ägyptischen Kleinbauern Farraj, der mit seiner Familie aufmerksam die Nachrichten über die Ereignisse auf dem Tahrir-Platz kurz vor dem Sturz Mubaraks verfolgt.
Es wird also wieder anrührend, existentiell, blick- und herzerweiternd.
Wir freuen uns wie wild drauf!
Anna Jurzik und Paula Syniawa
(Festivalleitung)